Alpakazüchter/-in werden
Grundsätzlich muss man sich überlegen, ob man Hobbytiere (Wallache) möchte, oder die professionelle Zucht in Erwägung zieht, denn davon hängt ganz wesentlich der Preis der Tiere sowie die gesamte Ausgestaltung der Anlage wie der Stall, die Weiden, usw. ab.
Bevor man Tiere kauft, (am besten einen Einsteigerkurs absolvieren) sollten einem die Begriffe und die Bedeutung von z.B. Crimp, Körperbau, Faserlänge, usw. geläufig sein. Sonst kann es leicht passieren, dass man viel zu teuer einkauft bzw. Tiere am Hof hat die man nach einem Jahr sicher nicht mehr (bzw. nicht zu diesem Preis) kaufen würde.
Generelle Überlegungen
bevor man loslegt ...
Zugegeben: Der Gedanke, Alpakas zu züchten ist sofort faszinierend.
- Ändert sich das Leben?
- Aber, was steckt dahinter?
- Funktioniert das in der Freizeit?
- Wieviel Betreuung braucht das Alpaka?
- Wieviel Fläche benötigen sie wirklich?
- Was muss ich bei der Planung von Stall beachten?
- Kann man davon leben?
So viele Fragen. Wir haben die Antworten. Gerne bieten wir Seminare an, die wirklich ins Detail gehen.
Geschichte & Herkunft
Alpakas stammen aus Südamerika (Peru,Chile,Bolivien) und wurden vor ca. 6000 Jahren domestiziert. Sie gehören zur Familie der Kameliden und sind mit den Lamas, Guanakos und Vicunjas verwandt. (auch mit unseren Kamelen)
Alpakas werden bis 1 m groß und das Gewicht bei Stuten ist ca. 50-70 kg und Hengste werden 70-95 kg schwer. Sie haben Ausssicht auf ein langes Leben von etwa 20 Jahren. Es wird pro Jahr nur ein Fohlen geboren, auch Cria genannt. Die Tragzeit der Stute beträgt ca. 11 1/2 Monate.
Die Geburt findet normalerweise bei Tageslicht statt, da die Sonne das Cria gleich trocknet und Feinde in den Herkunftsländern (wie z.B. Pumas) meist Nachts angreifen, aber es gibt auch Ausnahmen.
Alpakas faszinieren durch ihr knuffiges Aussehen, ihr intelligentes, ruhiges, schüchternes Wesen. Durch ihre hochwertige Faser und der weltweit noch geringen Alpakapopulation werden sie zu äußerst kostbaren Nutztieren.
In Ihrer Heimat wurden sie von den spanischen Eroberern dramatisch dezimiert und durch Schafe ersetzt, man arbeitet immer noch daran die Population wieder zu stabilisieren. Die Farbpalette der Alpakas beginnt bei reinem weiß bis hin zum tiefen schwarz. Hierbei kommt es zu über zwanzig Farbtönen.
Man nennt es auch das Vlies der Götter, da Kleidung aus Alpakafaser früher nur dem Königshaus der Inkas und seinen Priestern vorbehalten war.
Es ist bekannt für seine Weichheit, Feinheit und den Glanz dieser Faser und ist bestens für Allergiker geeignet.
Alpakas sind äußerst wachsame und neugierige Tiere. Sie kommunizieren untereinander über ihre Körperhaltung, Schwanz- und Ohrbewegungen und eine Vielzahl von Lauten, meist ein sanftes Summen. Genau das macht das Alpaka so liebenswert.
Haltung & Pflege
Alpakas sind einfach zu halten und sehr zäh, sie sind relativ einfach im Umgang und brauchen keine besondere Pflege - so hört man das von fast jedem Züchter bzw. Verkäufer.
Die Wirklichkeit stellt sich für uns nach nunmehr 9 Jahren Alpakas doch etwas anders dar. Die Tiere haben genauso ihre Probleme wie andere Tiere auch. Sind empfindlich auf Futter (schlechtes Heu, Kraftfutter), können Frühgeburten bekommen, recht leicht auch Aborte erleiden. Es gibt Krankheiten wie bei anderen Wiederkäuern auf die man achten muss.
Einmal jährlich, mit Beginn der warmen Jahreszeit wird geschoren. Regelmäßiges Entwurmen, Impfen und Beschneiden der Zehennägel ist selbstverständlich.
Alpakas sollten täglich beobachtet werden. Insbesondere muss ihr Verhalten bezüglich Futteraufnahme und Integration in der Herde beurteilt werden. Abweichungen vom "Normalzustand" sind häufig von grundlegender Bedeutung und erstes Anzeichen einer Veränderung ihres Gesundheitszustandes. Ansonsten ist die Pflege der robusten und zähen Andentiere wenig aufwändig:
Die jährliche Schur der Alpakas vor dem Hochsommer ist ein maßgeblicher Teil der Pflege der Alpakas, sie dient auch zur wichtigen Regulation des Wärmehaushaltes in der heißen Jahreszeit. Unmittelbar nach der Schur müssen aber allfälligen extremen Witterungsbedingungen wie außergewöhnliche Sonneneinstrahlung, Kälteeinbruch und Dauerregen besondere Beobachtung geschenkt werden.
Einmal jährlich sollten Alpakas mit einem kombinierten Impfstoff gegen diverse Clostrideninfekte (wie z. B. Tetanus, Rauschbrand, Pararauschbrand und Enterotoxämie) geimpft werden.
Bei selenarmen Böden (Selenmangel im Weidegras ist häufig in unseren Breitengraden) muss das Selen in den Mineralsalzen angereichert werden. Bei extremem Selenmangel kann den Tieren Selen mit Vitamin E direkt in einer Injektion oder mit einer Paste verabreicht werden
In der Licht- und Grünfutterärmeren Jahreszeit ist eine Gabe von Vitamin A D E zur Gesunderhaltung sinnvoll. Auch bei Jungtieren sollte spätestens beim Absetzen von der Mutter eine Dosis Vitamin A D E verabreicht werden.
Eine Haltung im Offenstall ist ganzjährig möglich. Da Alpakas sich unter harten Bedingungen entwickelt haben, verwerten sie ihre Nahrung besser als andere domestizierte Arten. Ihre Hauptnahrung besteht aus Gras und Heu.
Alpakas werden als landwirtschaftliche Nutztiere eingestuft und brauchen somit keine extra Genehmigung in Bezug auf die Haltung. Pro Hektar können ca. zehn Alpakas gehalten werden. (bei Futtergewinnung von derselben Fläche)
Alpakas brauchen keine spezielle Einzäunung, hier reicht ein 1,40 m hoher Zaun. Für Hengste sollten es 1,50 m mit obenliegendem Brett/Balken sein, insbesondere wenn die Stuten direkt daneben sind.
Verhaltensweisen, wie das Anlegen von gemeinsamen Kotplätzen erleichtern die Haltung der Tiere wesentlich. Im Auslauf reichen einige wenige Orte, im Stall oder Unterstand kommen Alpakas in der Regel mit einem einzigen Kotplatz aus. Das heißt, Stall und Weide sind mit geringem Aufwand sauber zu halten. Alpakas sind Schwielensohler. Im Vergleich zu Kühen, Pferden oder Schafen beschädigen sie nicht den Boden auf dem sie sich bewegen. Da sie zusätzlich bei der Nahrungsaufnahme nicht rupfen, sondern die Spitzen gezielt abgrasen, sind sie ausgezeichnete Landschaftspfleger.
Und - nicht zu verachten - der Alpakamist ist ein hervorragender Dünger!
Fütterung
Wir verfüttern ersten Schnitt in top Qualität geschnitten beim "Halmeschieben" also etwas früher als bei Pferdefutter, im Winter nach der Weideperiode geben wir gern 2 Schnitt (Grummet, Emd).
Im Schnitt brauchen wir 2 Ballen Heu (1X 1 Schnitt, 1 X 2ter Schnitt) pro Tier und Jahr.In der kalten Winterzeit kann auch etwas nährstoffreicheres Raufutter (Luzerneheu) verfüttert werden.
In speziellen Fällen wie zum Beispiel rekonvaleszente und geschwächte Tiere, hochtragende oder laktierende Stuten mit tiefem Bodyscore kann etwas Kraftfutter oder Luzernehäcksel zugegeben werden.
Das Zusatzfutter ist unter Alpakahaltern ein heiss umstrittenes Thema, von gar nichts ausser Heu bis Getreide und Obst reichen hier die Meinungen.
Wir verfüttern das Mineralfutter Alpamin aus Belgien das sehr hochwertige Mineralien beinhaltet sowie als Bindemittel französischse (keine englische!) Luzerne. Im Winter und bei laktierenden Stuten deren Bodyscore schlecht wird verwenden wir Alprophos (ebenfalls aus Belgien) .
Dieses Zusatzfutter geben wir an befreundete Züchter zum Selbstkostenpreis sackweise ab, da ein Import nur palettenweise möglich ist.
Zucht oder Wallache?
Bevor Sie sich Gedanken um Farbe oder Geschlecht ihres Alpakas machen, müssen Sie sich im Klaren sein, ob Sie später selber Tiere züchten oder lieber ein paar Wallache halten möchten.
Zucht
An einen zukünftigen Züchter stellen sich eine Menge Anforderungen, aber das allerwichtigste ist wohl Zeit und Platz. Um später eine seriöse Zucht betreiben zu können, brauchen Sie mindestens 2 separate Weidesysteme mit je einem Stall/getrenntem Stallabteil oder Unterstand. Idealer wären pro Stall mindestens zwei Weideflächen, damit die Wiese wieder richtig nachwachsen kann.
Da die Tiere nicht alleine gehalten werden dürfen, muss auch der Hengst unserer Meinung nach in einer Gruppe gehalten werden. Erfahrungen haben gezeigt, je mehr Hengste und oder Wallache in einer Gruppe zusammen gehalten werden und je mehr Platz sie zum Ausweichen haben, umso besser ist die gegenseitige Akzeptanz. Auch männliche Tiere sind Herdentiere.
Falls Sie keinen eigenen Zuchthengst erwerben möchten, bietet sich auch die Gelegenheit, auswärts zu decken. Mobile Deckservices, bei denen der Hengst oft von weit her zur Stute gebracht wird, hören sich verlockend an, stellen aber unserer Meinung nach eine potentielle Gefahr für die eigene Herde dar. Man weiß nicht, wo und in welcher Stute der Hengst vorher war, wie oft hat er an diesem Tag schon gedeckt usw., - Enttäuschung durch Nichtträchtigkeit sind vorprogrammiert. Besser man verzichtet ein paar Wochen auf die Gesellschaft eines Tieres (ev.mit Cria) und bekommt die Stute tragend zurück.
Bedenken Sie aber bei aller Freude über die ersten Fohlen, dass allfällige Junghengste nicht länger als 8 Monate bei der Mutter bleiben sollten, da manche Hengste etwas frühreif sind und durchaus als Jährlinge schon decken können (unkontrollierte Trächtigkeiten und Gefahr von Inzucht). Wenn die Zuchtstuten (fast) jedes Jahr Nachwuchs erhalten, ist auch darauf zu achten, dass die Fohlen rechtzeitig von der Mutter abgesetzt werden können, sofern die Stute das nicht selbst macht. Idealerweise außer Sicht- und Hörweite der Mutterstuten.
Wallache
Einfacher und weniger zeitaufwendig ist die Haltung von Hobbytieren ohne Zucht. Dabei wählen die meisten aus Preisgründen eine kleine Hengst- oder Wallachgruppe. Mit diesen Tieren kann man bei genügendem Training auch problemlos kleinere Wanderungen unternehmen oder auch mal an einem Hindernissparcour teilnehmen. Wer gerne mit anderen Alpakahaltern wandern möchte, wählt bevorzugt Wallache aus.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Tiere nur in Gruppen gehalten werden dürfen, wobei eine Stute mit Fohlen nicht als Gruppe gilt, sondern mindestens 2 besser 3 erwachsene Tiere zusammen gehalten werden müssen. Wenn Sie sich nun für die Hobbyhaltung oder die Zucht entschieden haben, können Sie sich auf die Suche nach geeigneten Tieren machen.
Am besten schauen Sie sich mehrere Zuchten und Tiere an. Achten Sie dabei nicht nur auf den Preis der Tiere, sondern auch wie diese gehalten werden.
Ist der Züchter bereit Ihnen auch nach dem Verkauf zur Seite zu stehen und all ihre Fragen zu beantworten? Schauen Sie, dass die Tiere einen korrekten Körperbau und eine gute Zahnstellung haben. Das tolle Vlies in Verbindung mit schlechtem Köperbau ist nicht genügend! Wenn Sie noch keine Erfahrung haben, besuchen sie vorher Kurse oder nehmen sie sich eine sachkundige Person mit. Um Zuchttiere auszuwählen, sollten Sie sich besonders viel Zeit nehmen.
Für Neueinsteiger ist es sicher auch hilfreich mit Tieren zu starten, die bereits gelernt haben, am Halfter zu laufen und sich umgänglich verhalten beim Zehennägel schneiden und Scheren. Ein Kurs für Neueinsteiger wird sehr oft angeboten und ist wirklich ratsam und hilfreich. Vorsicht - manchmal sind Einsteigerkurse eher Verkaufsveranstaltungen!